Abschied

Das Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Hannover hatte Elke Zacharias erst vor kurzem beendet, als sie eine ABM-Stelle beim Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. annahm: „Nur vorübergehend…“ – mit Ende 20 war es für sie kaum vorstellbar, dass daraus die Aufgabe ihres Lebens werden würde.

Einer ihrer ersten Aufträge war es, ehemalige Häftlinge der drei KZ-Außenlager Salzgitters in aller Welt aufzuspüren und zu interviewen. In andere Länder zu reisen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen – zwei Leidenschaften, die auch in ihrem Privatleben eine große Rolle spielten.

Überhaupt scheint Leidenschaft ein wesentlicher Antrieb in ihrem Leben gewesen zu sein.

Als der Verein 1992 vor der riesigen Aufgabe stand, eine Dauerausstellung am historischen Ort des ehemaligen KZ Drütte zu konzipieren und zu installieren, nahm Elke gemeinsam mit einem kleinen Team und eng verbunden mit ehrenamtlich engagierten Vereinsmitgliedern die Herausforderung an. Und als ihr 1994 mit Eröffnung der Gedenkstätte deren Leitung übertragen wurde, schreckte sie nicht vor der Verantwortung zurück.

Fast 20 Jahre war sie als einzige Hauptamtliche für einen Großteil der verschiedensten Arbeitsfelder zuständig. Diese Vielseitigkeit der Vorhaben und Anforderungen war es auch, die sie in Salzgitter hielt. Diese, aber auch der neue Freundeskreis, aus dem Einige zu Elkes zweiter Familie wurden, machten aus dem „vorübergehend“ ein „dauerhaft“. Sie blieb und wuchs mit der Gedenkstätte.

Im Laufe der Jahre erreichte sie nicht nur vor Ort eine bedingungslose Akzeptanz für die Gedenkstätte, sondern vertrat bald auch die regionale Gedenkstättenarbeit in wesentlichen Gremien, wie zum Beispiel in Rat und Beirat der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten.

Nicht nur gestützt durch Erkenntnisse aus ihrem Erststudium Jura, hatte Elke nie Probleme, das Machbare zu erkennen, eine klare Position zu beziehen und zu vertreten – wie immer mit viel Leidenschaft.

Sie wollte immer das Beste aus der Sache und allen Beteiligten herausholen. Sie hat gefordert, aber immer auch gefördert. Sie war kritisch – auch im positiven Sinne. Sie hatte immer ein Ziel vor Augen, das sie ehrgeizig verfolgte.

Den nächsten Abschnitt ihres Arbeitsgebietes – die Erweiterung und Neugestaltung der Gedenkstätte KZ Drütte – hatte sie bereits in Angriff genommen, als sie 2016 gezwungen war, einen Moment innezuhalten. Schlechte Nachrichten folgten und es musste mit allem gerechnet werden. Doch es war wohl ihre Leidenschaft, ihr Ehrgeiz und vielleicht auch ein bisschen ihre Sturheit, die sie im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine brachten.

Umso überraschender kam für alle der Moment des Abschiednehmens.

Elke Zacharias ist am 13. März 2018 im Alter von 55 Jahren verstorben.

Ihr Tod bedeutet für uns das Ende einer 28-jährigen erfolgreichen und engen Zusammenarbeit, das Ende vieler Freundschaften, das Ende einer von Respekt, Achtung und Gemeinschaft erfüllten Zeit. Wir haben uns so an ihren Humor, ihre Verlässlichkeit, ihr Engagement, ihre Kreativität, ihren Ideenreichtum, ihr Fachwissen gewöhnt, dass ihr Tod eine riesige Lücke hinterlässt.

Wir danken Elke für ihre Arbeit, ihren unermüdlichen Einsatz, ihre Hilfe und ihre Freundschaft.

Uns fehlt sie von nun an. Wir sind ärmer ohne sie. Wir haben nicht nur eine engagierte Mitarbeiterin verloren – sie hat Zeichen gesetzt und bleibende Spuren hinterlassen.

Tief betroffen und traurig bleiben wir zurück.

In Dankbarkeit und Freundschaft

Der Vorstand und alle Kolleginnen und Kollegen