Zora S.

Zora-S.Die Zeit vor der Inhaftierung
1926 bis 1942

Am 24. Februar 1926 wurde Zora S. in Jesenice (Slowenien) als drittes von vier Kindern geboren. Ihr Vater war Fabrikarbeiter, er starb in den frühen 30er Jahren.

Die junge Slowenin hatte 1941, als der Balkanfeldzug der Deutschen begann, gerade die Volksschule beendet. Beide älteren Brüder waren bei den Partisanen und kämpften in den Bergen gegen die deutschen Besatzer.

Dadurch stand die ganze Familie unter Beobachtung der Gestapo. Die Brüder hatten aber auch weiterhin Kontakt zu ihrer Familie und besuchten sie heimlich. Nach einem dieser Besuche wurde Stane S. am 8. April 1942 erschossen in einem Holzschuppen aufgefunden. Die Gestapo behauptete, dass es Selbstmord gewesen sei und verhaftete Zora, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Danica. In der Polizeizentrale von Jesenice wurde den Frauen Stanes Leiche gezeigt, anschließend wurden sie brutal verhört. Zora musste mit ansehen, wie ihre Mutter durch die Gestapo getötet wurde. Durch Schläge mit einem Gewehrkolben trug die junge Frau selbst schwerste Kopfverletzungen davon.

Die Zeit während der Inhaftierung
1944 bis 1945

Die beiden Schwestern wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. Die 16-jährige Zora musste in einem Hotel in Nürnberg arbeiten. Dort bewohnte sie gemeinsam mit einer Arbeitskollegin ein kleines Zimmer.

Im Frühsommer 1944 durchsuchte die Gestapo ihre Unterkunft. Dabei fanden sie einen Brief von Zoras älterem Bruder, der weiterhin bei den Partisanen aktiv war. In dem Schreiben schwor er Rache für die Ermordung des Bruders und der Mutter. Diese Worte reichten aus, um Zora erneut zu verhaften und nach brutalen Verhören ins KZ Ravensbrück zu überstellen.

Als Zora 1944 in dem Frauen-KZ ankam, war das Lager bereits völlig überfüllt. Die katastrophalen Lebensumstände verschlimmerten sich noch einmal, als im August ein weiterer großer Transport im Lager ankam.

Im September 1944 kamen Vertreter der Reichswerke „Hermann-Göring“ in das KZ, um 200-300 Frauen auszuwählen, die zur Arbeit in der Rüstungsproduktion der AG für Bergbau- und Hüttenbedarf bzw. im Kleineisenwerk Salzgitter eingesetzt werden sollten. Auch Zora gehörte zu dieser Gruppe.

Am 19. September 1944 erreichte die junge Frau das neu eingerichtete KZ-Außenlager Salzgitter-Bad. Hier waren die Lebensumstände im Vergleich zum KZ Ravensbrück etwas besser. Dennoch reichten die Kleidung, Ernährung und hygienische Bedingungen nicht aus, um die erforderliche Leistung bei der harten Arbeit erbringen zu können. Ende Oktober 1944 kam ein weiterer Transport mit etwa 235 Frauen im Lager an. Nun hatte es seine volle Belegungsstärke mit 500 Frauen erreicht. Unter den Neuankömmlingen war auch eine Gruppe Sloweninnen, denen sich Zora anschloss.

Zoras gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zunehmend, bald war die 18-jährige nicht mehr arbeitsfähig. Schnell erkannte man den Grund ihres schlechten Zustandes: sie war schwanger.

Schwangerschaften kamen in den Konzentrationslagern immer wieder vor, manchmal gelang es Frauen wie Zora, die Schwangerschaft eine Zeit lang zu verheimlichen. Aber vor allem wegen der schlechten Versorgung, waren diese Frauen sehr bald nicht mehr arbeitsfähig – eine fatale Situation vor allem in Außenlagern, die unter dem Tenor „Vernichtung durch Arbeit“ standen.

Zora musste ab sofort Arbeiten im Lager übernehmen, ihre slowenischen Freundinnen versuchten ihr so gut es geht zu helfen. Dennoch verließ die junge Slowenin immer mehr ihr Lebenswille, bald verweigerte sie auch das Essen.

Am 24. Februar 1945 brachte Zora ein Mädchen zur Welt. Das Kind war „winzig, nur Haut und Knochen“, aber Zora schenkte ihrer Tochter keine Beachtung.

Nur einen Tag später starb die junge Mutter im Lager in Salzgitter-Bad. Auf der Friedhofskarteikarte wurde als Todesursache Tuberkulose angegeben.

Was mit dem Mädchen geschah, ist bis heute unklar. In der Regel hatten diese Kinder keine Chance zu überleben. Es ist naheliegend, dass Zoras Tochter neben ihrer Mutter auf dem Friedhof Jammertal bestattet wurde.