Das Arbeitserziehungslager

Der Ort

Ein Ein-Mann-Bunker ist eine letzte Spur des Lagers 21

❘ Das Arbeitserziehungslager wurde in einem Barackenlager/Lager 21 der Hermann-Göring-Werke in der Nähe der Landstraße Hallendorf-Bleckenstedt eingerichtet und der Gestapo Braunschweig unterstellt. Es bestand zunächst aus einem Männerlager, im Frühjahr 1942 wurde es um ein Lager für Frauen erweitert. Arbeitsverweigerung, Arbeitsbummelei, aber auch verbotener Umgang mit Ausländern oder das Abhören feindlicher Sender waren nur einige Einweisungsgründe.

Die genaue Zahl der Häftlinge dieser Lager ist nicht bekannt. Nach Schätzungen waren es 26.000 bis 28.000 Männer und 7.000 bis 12.000 Frauen.

Die schweren Arbeits- und Lebensbedingungen mit häufigen Gewalteinwirkungen forderten viele Todesopfer – es starben etwa 900 Menschen.

Die Menschen

Hier kann nur eine Biografie von vielen vorgestellt werden. An alle soll erinnert werden.

Martha Fuchs besichtigt mit Alfred Kubel nach Kriegsende die Zelle des ehemaligen Lagers 21 bei Watenstedt Reproduktionsfotografie von Gerhard Stoletzki, um 1960 ❘ Stadtarchiv BS, H XVI: G II 2 (Reproduktion)

Martha Fuchs wurde 1892 in Bautzen geboren. Ihre politische Karriere begann die Sozialdemokratin 1925 als Stadtverordnete in Braunschweig, wo sie später Mitglied des Landtags wurde. 1933 sah sie sich zur Niederlegung ihrer Ämter und ihres Berufes gezwungen.

Im August 1944 wurde sie im Rahmen der „Aktion Gewitter” verhaftet und ins Lager 21 gebracht, in dem sie zwar nicht arbeiten musste, jedoch die schlimmen Zustände erlebte. Zwei Monate später wurde sie in das KZ Ravensbrück überstellt. Ende April 1945 gelang Martha Fuchs bei der Räumung des Lagers die Flucht.

Sie wurde 1959 die erste Oberbürgermeisterin in der Geschichte Braunschweigs.
1966 verstarb sie.

 

Der nächste Beitrag zu den Gedenktagen 2020 erscheint am 29. April.