Der „Ausländerfriedhof“ Jammertal

Eine der ersten Beerdigungen auf dem Friedhof Jammertal, Sommer 1943Im Frühsommer 1943 wurde die Errichtung eines gesonderten „Ausländerfriedhofs“ beschlossen. Hierfür stellten die Reichswerke „Hermann-Göring“ das Gelände mit dem alten Flurnamen Jammertal zur Verfügung.

Die Fläche war ein kleiner Hügel in der sonst flachen Landschaft, da dort die bei den Aufbauarbeiten angefallene unbrauchbare Erde abgeladen worden war.
Die Friedhofsfläche ist in ein Koordinatensystem eingeteilt – in Felder, Grabreihen und Grabnummern. Beisetzungen fanden meist in Einzelgräbern statt. Die Grablage verzeichnete man auf Karteikarten, so dass heute noch die Gräber lokalisiert werden können. Insgesamt wurden über 4000 Opfer aus mehr als 15 Nationen beigesetzt. Noch bis 1951 mussten alle „Ausländer“ auf dem Friedhof Jammertal beerdigt werden.

Umbettungen

Nur wenige Jahre nach Kriegsende wurden Opfer unterschiedlicher Nationalität vom Friedhof Jammertal exhumiert und in ihren Heimatländern oder auf Ehrenfeldern auf anderen Friedhöfen erneut beigesetzt. Zeitgleich wurden alle nicht-deutschen Kriegstoten von anderen Friedhöfen im Salzgittergebiet auf den zentralen Ehrenfriedhof Jammertal umgebettet.

Der Gedenkort

Friedhof Jammertal. 5 Gedenksteine, die von deutscher Seite aufgestellt wurden.Im Laufe des Jahres 1946 begann eine gezielte Gestaltung des Friedhofes. Wege wurden angelegt und im September errichteten die Alliierten ein Mahnmal im Zentrum des Gräberfeldes. Weitere Obelisken für sowjetische, polnische und jüdische Opfer sowie ein Holzkreuz in Erinnerung an die französischen KZ-Häftlinge kamen hinzu.

In den 70er Jahren wurde der Friedhof einheitlich umgestaltet. Die wenigen, sehr unterschiedlichen Grabsteine wurden entfernt. An 1235 Gräbern wurden Metalltafeln mit persönlichen Daten in den Boden eingelassen, dennoch sind viele Gräber heute nicht gekennzeichnet. Als erstes Mahnmal von deutscher Seite wurden fünf Gedenksteine aufgestellt.
Seit November 2011 finden sich am Friedhofseingang acht Lesepulte: Neben Informationen zur Geschichte des Ortes stehen dort fünf Metallbücher, in denen erstmals alle bis heute bekannten Opfernamen aufgeführt sind. Anhand des Koordinatensystems und eines Friedhofsplanes können Besucher die Gräber finden.